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Psychologische Psychotherapeutin

Verhaltenstherapie für Erwachsene

 

Information zu Depressionen

Wie häufig sind Depressionen?

Depressionen sind neben Angststörungen und Abhängigkeitserkrankungen die häufigste seelische Erkrankung in Europa. Nach Studienlage liegt die Punktprävalenz, also die Zahl der im Moment Erkrankten, zwischen 3 und 7 % der Bevölkerung. Bei den meisten Menschen treten Depressionen als Episoden oder Phasen auf, d.h. sie klingen nach einer Zeit wieder ab. Etwa 20% der Bevölkerung erkranken einmal im Leben an einer behandlungsbedürftigen Depression.

Was sind Anzeichen einer Depression?

Depressionen werden durch das gleichzeitige Vorliegen einer bestimmten Zahl verschiedener Symptome über den Zeitraum von mindestens zwei Wochen diagnostiziert. Dabei spielt auch das Ausmaß der Schwere der Symptomatik eine wichtige Rolle. Es gibt also Menschen, die depressive Symptome entwickelt haben, jedoch die Diagnosekriterien für eine depressive Episode nach der ICD-10 nicht erfüllen. Die ICD-10 ist das weltweit wichtigste Diagnoseklassifikationssystem das von der Weltgesundheitsorganisation herausgegeben wird. Im Moment ist die zehnte Auflage aktuell. Ob eine Symptomatik subklinisch (d.h. noch nicht krankheitswertig) ist, kann ein Psychologischer Psychotherapeut oder ein Arzt, z.B. ein Psychiater entscheiden.

Depressionen werden von jedem Menschen individuell verschieden erlebt und beschrieben. Wichtige Symptome sind eine depressive Stimmung, Interessenverlust und Freudlosigkeit, Energielosigkeit und Ermüdbarkeit. Weiter zeigen sich sehr häufig Schlafstörungen von Einschlafproblemen, über Durchschlafschwierigkeiten bis hin zu morgendlichen Früherwachen. Manche Menschen sind psychomotorisch gehemmt, bewegen sich also sichtlich langsamer, andere können psychomotorisch agitiert sein. Das bedeutet, dass sie unaufhörlich umherlaufen, die Hände ringen oder andere wiederkehrende Bewegungen durchführen. Weitere häufige Symptome beziehen sich auf die Konzentrationsfähigkeit, das Denkvermögen und die Entscheidungsfähigkeit. Die Konzentrationsstörungen zeigen sich oft am Arbeitsplatz oder einfach beim Lesen von Schriftstücken. Entscheidungen und die Unfähigkeit eine Entscheidung treffen zu können, kann als sehr quälend erlebt werden. Ebenfalls typisch für die Depression sind Gefühle von Wertlosigkeit, Selbstwertverlust und übertriebene Schuldgefühle. Auch Suizidgedanken sind für Depressionen typisch und können in mehr oder weniger ausgeprägter Form vorkommen. Dabei unterscheidet sich, wie konkret die Überlegungen sich das Leben zu nehmen sind. Wenn diese Gedanken konkretere Form annehmen, ist es sehr wichtig, darüber mit einem psychologischen Psychotherapeuten, einem ärztlichen Psychotherapeuten oder einem Psychiater zu sprechen. Für die Notfallversorgung sind in Deutschland Psychiater und Psychiatrien zuständig. Neben den seelischen Symptomen können sich Depressionen auch auf körperlicher Ebene zeigen, den sogenannten vegetativen Symptomen. Dazu zählen Obstipation (Verstopfung), Kopfschmerzen, Muskelkrämpfe, Herzbeschwerden, Ohrgeräusche, Übelkeit und Magenbeschwerden sowie Schwindel und Kreislaufprobleme. Patienten leiden fast immer auch unter dem Verlust des sexuellen Interesses. Häufig kommen Störungen der Sexualfunktionen wie Impotenz oder Anorgasmie vor. Bei Frauen kann während der Depression die Periode aussetzen oder unregelmäßig werden. In seltenen schweren Fällen zeigen sich im Rahmen von Depressionen psychotische Symptome. Das sind wahnhafte Vorstellungen. Sie kennzeichnen sich dadurch, dass der Betroffene in bestimmter Hinsicht den Bezug zur Realität verliert. Typische depressive Wahnvorstellungen sind die Vorstellung unheilbar krank zu sein (hypochondrischer Wahn), innerlich bereits tot und in einer Art Totenreich zu sein (nihilistischer Wahn), rettungslos zu verarmen und sich und die Familie nicht mehr ernähren zu können (Verarmungswahn) sich in entsetzlicher Weise schuldig gemacht und versündigt zu haben (Schuldwahn) oder die Gewissheit, körperlich ständig weiter zu schrumpfen (Verkleinerungswahn). Bei Vorliegen einer Wahnsymptomatik ist, zum Schutz des Patienten dringend psychiatrischer Rat hinzuzuziehen, da hier die Suizidprävention an erster Stelle steht.

Wie entstehen Depressionen?

In der Regel entsteht eine Depression durch das Zusammenspiel vieler verschiedener Faktoren. Hierzu zählen aktuelle Anlässe gleichermaßen wie lebensgeschichtliche Entwicklungen. Manchmal wiederholen sich schmerzliche Erfahrungen aus der Kindheit, die zu einer Depression führen können. In anderen Fällen führt die Summe von Schwierigkeiten zur depressiven Erkrankung. Häufig handelt es sich hierbei um Probleme mit dem Partner, den Kindern, den Eltern, um Probleme am Arbeitsplatz, finanzielle Probleme oder den Verlust eines wichtigen Menschen. Wenn in solchen Situationen nicht genügend eigene günstige Bewältigungsstrategien oder Unterstützungsmöglichkeiten durch die Familie oder den Freundeskreis vorhanden sind, kann es zur Entwicklung einer Depression kommen. Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Entstehung von Depressionen ist der sogenannte Verstärkerverlust. Das bedeutet, dass durch die Umstände und durch das Verhalten des Depressiven zu wenig Positives wie Hobbys und Freizeitaktivitäten Raum bekommt. Häufig wird gerade für die Auslösebedingung einer Depression, bei der es darum geht, dass der Betroffene zu viel Zeit und Energie in die Arbeit investiert hat, die Bezeichnung Burnout-Syndrom verwendet. Zum aktuellen Zeitpunkt ist die Diagnose Burnout von der Weltgesundheitsorganisation noch nicht mit in die ICD-10 aufgenommen. Dennoch ist der Begriff Burnout sehr häufig in den Medien zu finden. Betroffenen fällt es oft leichter, sich mit der Diagnose Burnout auseinanderzusetzen, als es mit der aktuell tatsächlichen klinischen Diagnose der Depression der Fall ist. Deshalb verwenden Hausärzte und Psychiater, die die Erstdiagnose stellen häufig die Formulierung des Burnout. Die Bezeichnung und die Erforschung des Burnout-Syndroms findet aber in der Wissenschaft großen Anklang. So gibt es für die Forschung besondere Kriterien, die das Burnout-Syndrom von der Depression abgrenzen.

Wie werden Depressionen behandelt?

Depressionen sind mit verschiedenen Methoden gut therapierbar. Wissenschaftlich bestätigt sind die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie, der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie, der Psychoanalyse und der Psychopharmakotherapie. Häufig ist es  günstig, die Behandlung zuerst ohne medikamentöse Unterstützung zu versuchen, da dadurch das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gestärkt wird. Die kognitive Verhaltenstherapie der Depression beinhaltet zwei zentrale Bausteine: den Aufbau von positiven Aktivitäten (Verstärkeraufbau) und die Veränderung von selbstdestruktiven und selbstabwertenden Gedanken (kognitive Umstrukturierung). Dadurch dass sich Menschen mit Depressionen immer mehr zurückziehen und dadurch keinen Hobbys mehr nach gehen, kommt es kaum noch zu Positivem in deren Leben. Deshalb ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie Energiequellen für die Betroffenen auszumachen und daran zu arbeiten, dass sie es schaffen, diese in ihrem Alltag zu integrieren. Die kognitive Therapie beinhaltet selbstschädigende Gedanken und Schemata zu erkennen und diese zu verändern. Typische depressive Gedanken sind z.B. „Ich bin ein Versager!“ oder „Ich bin wertlos.“. Diese Gedankenmuster werden im Verlauf der Behandlung hinterfragt und korrigiert. Neben diesen zwei wichtigen Bausteinen ist es in der Therapie auch wichtig, auf die Auslöser Bezug zu nehmen. D.h. die Betroffenen wenden sich den sozialen Problemen, den Arbeitsplatzproblemen, den finanziellen Problemen oder der Trauer um eine geliebte Person zu. Hier werden in den Sitzungen wichtige soziale Fähigkeiten (z.B. Konflikte führen, Neinsagen etc.) eingeübt.

Quellen:

Berger, M. & Van Calker, D.: Affektive Störungen, in: Psychische Erkrankungen. Klinik und Therapie, hrsg. v. Matthias Berger, München, 2004, S.541-636

Hautzinger, M.: Depressive Störungen, in: Kognitive Verhaltenstherapie. Behandlung psychischer Störungen im Erwachsenenalter, hrsg. v. Martin Hautzinger, Weinheim, 2011, S.99-117

© Dipl. Psych. Anke Berg